Öffentlicher Vortrag mit anschließender Diskussion
PD Dr. Navid Kermani, Islamwissenschaftler und freier Schriftsteller
Reponse: Prof. Dr. Jürgen Fohrmann, Rektor, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Kein anderer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wird heute im Iran mehr verehrt, studiert und gelesen als Sadegh Hedayat (1903-1951). Dabei sind seine Texte weder leicht zugänglich, noch vermögen sie auf die seichte Art zu unterhalten. Das Bild, das sie von der Heimat zeichnen, ist abweisend und düster, provozierend in seiner Einseitgkeit und der Darstellung traditioneller Autoritäten. Seine bissigsten Attacken richtete Hedayat ausgerechnet gegen den Islam.
Der Vortrag stellt diesen bis heute bedeutendsten Vertreter der literarischen Avantgarde im persischsprachigen Raum vor und fragt nach Gründen für seine anhaltende Popularität in der Islamischen Republik. Behandelt werden soll insbesondere Hedayats Essay über Franz Kafka, ein rezeptionsgeschichtliches Dokument von bemerkenswerter Originalität, verfasst von einem Iraner, der Kafka schon pries und übersetzte, als dieser in Europa noch längst nicht zum gängigen Thema von Abitur- und Diplomarbeiten geworden war. Indem Hedayat über Kafka schrieb, reflektierte er über seinen eigenen Auftrag als Schriftsteller.
Moderation: Prof. Dr. Stephan Conermann, Orientalisches Seminar der Universität Bonn, ZERG-Vorstand